Die Stimmung in Belgien war bereits seit mehreren Monaten verschärft, nachdem die Politik bereits im Sommer 2018 ankündigte, ein scharfes Werbeverbot in der Glücksspielbranche umzusetzen. Das ist nun auch tatsächlich passiert, mit denkbar harten Einschnitten für die Branche. Die warnt, dass durch die neuen Verbote vor allem illegale Anbieter gestärkt werden würden. Die Politik sieht sich wiederum im Recht, da die Unternehmen selbst keinerlei regulatorischen Schritte unternommen hätten. Ein Thema, das für eine ganze Menge Zündstoff sorgt.
Zu viel Werbung, zu wenig Selbstdisziplin
Koen Greens, der belgische Justizminister hatte bereits im Juni diesen Jahre angekündigt, dass es künftig große Veränderungen bei den Glücksspielwerbungen geben wird. Was damals allerdings noch eher wie eine halbwahre Drohung klang, ist jetzt zur Realität geworden. Die Politik hat der Glücksspielwerbung in Belgien einen Riegel vorgeschoben und der ist de Facto enorm dick. Der Grund hierfür ist laut Justizministerium, dass die Werbung der Glücksspielunternehmen in den letzten Jahren deutlich zugelegt habe. Zudem habe es die Branche verpasst, die Werbung selber zu regulieren bzw. einzudämmen. Sämtliche Gespräche mit den Interessensgruppen seien in dieser Hinsicht gescheitert. Als logische Folge hat nun die Politik eingegriffen und ihrerseits ein Verbot für Glücksspielwerbung ins Leben gerufen.
Und dieses fällt im Vergleich zu anderen europäischen Nationen enorm streng aus. So ist es ab sofort untersagt, im Fernsehen, Radio oder Internet für das eigene Angebot zu werben. Die einzige Ausnahme bildet die jeweilige Webseite des Online Casinos. Zusätzlich dazu hat die Politik auch die Werbung für Sportwetten deutlich eingeschränkt. Online-Werbung für Livewetten ist zum Beispiel vollständig verboten, zudem müssen sämtliche Anzeigen einen Hinweis auf mögliche Probleme durch das Spielen enthalten. Sportwetten-Reklame ist darüber hinaus in Fernsehen oder Radio erst ab 20 Uhr zugelassen, um die Jugendlichen und Kinder vor den Einflüssen der Werbung zu schützen.
Justizministerium macht ernst
Mit den neuen Vorgaben zu den Werbemaßnahmen allein ist es allerdings noch nicht getan. Im Rahmen dieser Änderung werden zum Beispiel auch neue Richtlinien für die Bonusangebote der Anbieter aufgestellt. Ein Bonus darf fortan einen monatlichen Wert von 275 Euro nicht übersteigen. Ebenfalls ein herber Einschnitt: Maximal dürfen Spieler nur noch 500 Euro pro Woche auf ihr Spielerkonto einzahlen. Einzahlungen mit der Kreditkarte werden künftig blockiert. Wenig überraschend gab sich die Branche erschrocken über die Entscheidungen und dürfte diese auch nicht einfach so hinnehmen.
Vor allem deshalb nicht, weil es von einer großen belgischen Anwaltskanzlei Zuspruch gibt, die sich auf Rechtsfragen im europäischen Raum spezialisiert hat. Diese erklärte zur Entscheidung der Justiz: „Die große Frage ist, ob dieses Dekret und die darin enthaltenen Beschränkungen in Bezug auf die Zuständigkeit der belgischen Regierung wirklich absolut idiotensicher ist. Es wäre keine Überraschung, wenn ein oder mehrere EU-lizenzierte Glücksspielanbieter beim Staatsrat Antrag auf eine Nichtigkeitserklärung stellen.“ Bis dahin räumt das Unternehmen aber auch ein, dass die Glücksspielanbieter den Weisungen Folge leisten müssen. Sollte das nicht der Fall sein, droht immerhin der Entzug der Lizenz.
Erste Antwort aus der Branche
Als eines der ersten Unternehmen reagierte die Kindred Group auf die Entscheidungen aus Belgien und wies darauf hin, dass dies wohlmöglich den Zulauf bei den nicht-regulierten Anbietern erhöhen würde. So erklärte Dennis Marien, der CEO von Kindred Belgien: „Das Regelwerk ist für regulierte Betreiber möglicherweise zu streng, um ein wettbewerbsfähiges Angebot gegenüber den nicht-regulierten Anbieter aufrechtzuerhalten. Es stellt also letztlich eine mögliche Gefahr für Kunden dar, denn die nicht-regulierten Anbieter sind keinesfalls dazu verpflichtet, ähnliche Sicherheitsmaßnahmen einzuhalten.“ Insgesamt, so Marien, könne die regulierte Branche rund 80 Prozent aller Spieler an nicht-regulierte Anbieter verlieren.
Sollte die Gesetzesnovelle tatsächlich langfristig Bestand haben, dürfte sich der belgische Glücksspielmarkt also nachhaltig verändern. Möglicherweise mit horrenden Auswirkungen, die zu diesem Zeitpunkt allerdings noch nicht abgesehen werden können.
Bildquelle: tom69green @ Pixabay
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