Während in Deutschland die Behörden noch immer damit beschäftigt sind, eine einheitliche Lösung für die Regulierung des Online-Glücksspiels zu finden, ist man in Schweden schon mehr als nur einen Schritt weiter. Hier wurde der Online-Glücksspielmarkt nämlich Anfang des Jahres geöffnet und sorgt nun tröpfchenweise immer wieder für kleine Problemchen. Aktuell beschäftigt sich die Politik damit, ob ein Werbeverbot für die Branche eingeführt werden soll. Damit wird sich in den kommenden Wochen und Monaten nun eine Sonderkommission auseinandersetzen.
Intensive Werbung als logische Schlussfolge
Im Jahr 2018 kündigte das Land Schweden an, dass man die Monopolstellung des staatlichen Anbieters SvenskaSpel auf dem heimischen Glücksspielmarkt beenden wolle und diesen ab 2019 auch für private Unternehmen aus dem Ausland öffnet. Das haben die Schweden auch getan und dementsprechend war der Ansturm an Unternehmen, die sich für eine Lizenz des Landes bewarben, enorm groß. Mehr als 100 Lizenzanträge gingen ein, zahlreichen davon wurde stattgegeben. Das Angenehme für die Unternehmen: Mit nur einer Lizenz lassen sich beliebig viele Glücksspielseiten betreiben. Geprüft werden hier also nicht die einzelnen Angebote, sondern der Konzern im Hintergrund. Unweigerlich führt das dazu, dass die Konzerne mehrere Marken ins Leben rufen und natürlich auch für nahezu jede Marke tief in die Tasche für die Werbekosten greifen. Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Im Fernsehen, Radio und den Print-Medien in Schweden wimmelte es in den letzten Monaten nur so vor Glücksspielwerbung.
Nicht nur aufgrund eines besorgniserregenden Berichts der schwedischen Gesundheitsbehörde, hatte es in den letzten Wochen so vermehrt Vorstöße der Politik dahingehend gegeben, dass man die Werbung für das Glücksspiel gerne deutlich eindämmen und am besten sogar ganz verbieten würde. Genau diesen Schritt verfolgt man offenbar noch immer. Den Glücksspielunternehmen wurde eine Deadline bis zum 31. März 2010 eingeräumt, bis zu dieser die Konzerne entsprechende Lösungen für die Werbung präsentieren sollten. Da dies allerdings ausblieb, wird sich nun eine Sonderkommission der schwedischen Politik mit einem möglichen Werbeverbot beschäftigen.
Partiell oder auch komplett: Beides offenbar möglich
Federführend ist in der Diskussion bzw. rund um die Einrichtung der Sonderkommission der schwedische Minister für öffentliche Verwaltung, Ardalan Shekarabi. Dieser erklärte im Rahmen der verpassten Deadline der Glücksspielbranche: „Der Staat muss jetzt Maßnahmen ergreifen, um ein strengeres Regelwerk in Bezug auf Glücksspielwerbung zu erschaffen. Wir befinden uns in einer problematischen Situation, in der Konsumenten überall mit Glücksspielwerbung konfrontiert werden. Das kann so nicht bleiben, denn nicht nur die Werbeinhalte, sondern auch die Zielrichtung sind problematisch. Die ermittelnde Sonderkommission erhält daher die Möglichkeit, ein totales Werbeverbot vorzuschlagen.“
Heißt also: Die Kommission kann entscheiden, ob ein komplettes Werbeverbot für die Branche umgesetzt wird oder dieses lediglich partiell greifen würde. Dann zum Beispiel dürfte die Werbung ab einer bestimmten Uhrzeit gesendet werden oder es dürfte nur keine Werbung für bestimmte Glücksspiele ausgestrahlt werden. Bei der Werbung im herkömmlichen Sinne allein soll es aber nicht bleiben. Die Kommission erhält auch den Auftrag, zu überprüfen, ob die Bonusangebote, Jackpots und sonstigen Features der Glücksspielunternehmen begrenzt werden sollten.
SvenskaSpel nutzt Situation für sich
Durchaus einen cleveren Schachzug hat in dieser Situation der staatliche Anbieter SvenskaSpel gemacht. Der Konzern erklärte nämlich, dass man fortan keinerlei Gelder mehr in die Werbung investieren möchte. Zumindest nicht bis zum Ablauf des Jahres 2019. Clever ist dies aus Sicht von SvenskaSpel vor allem deshalb, weil der Konzern bereits früh nach der Marktöffnung gemerkt hat, dass man mit den finanziellen Möglichkeiten der privaten Unternehmen für das Marketing einfach nicht mithalten kann. Aus der Not wurde jetzt also eine Tugend gemacht und SvenskaSpel kann sich sogar noch als vermeintlicher Vorzeige-Anbieter präsentieren, der zuerst auf die Werbemaßnahmen verzichtet hat. Gleichzeitig erklärte Joakim Mörnefält als Leiter von SvenskaSpel, dass man sich ein landesweites Werbeverbot für die Glücksspielbranche wünsche.
Es dürfte nicht groß überraschen, dass die Taten und vor allem Forderungen von SvenskaSpel bei den privaten Unternehmen auf dem Markt überhaupt nicht gut ankommen. So erklärte eine Delegation schwedischer Anbieter rund um LeoVegas oder Betsson, dass von einem Werbeverbot einzig und allein der staatliche Anbieter profitieren würde. Immerhin hätte sich dieser über die letzten Jahre bereits einen großen Kundenkreis aufbauen können. Auf die Kommission kommt also einiges an Arbeit zu, wenn man hier nicht eine der Seiten in den Nachteil bringen möchte. Fallen soll die Entscheidung bis zum 1. Oktober 2019.
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